Der Wecker klingelt wieder viel zu früh, in der Küche ist der Kaffee leer und auf der Arbeit stapeln sich die Aufgaben. Nach Feierabend wartet auf dem Nachhauseweg auch noch ein riesiger Stau. An manchen Tagen scheint einfach nichts gut zu laufen – und unser Körper lässt uns das deutlich spüren: Die Muskeln spannen sich an, das Herz schlägt schneller und die Atmung wird flacher. Wir sind gestresst. Solche Situationen und Körpergefühle kennen wir sicher alle. Doch wie genau entstehen Stressreaktionen eigentlich?
Wie wird der Fight-or-Flight-Modus aktiviert?
Im Prinzip ist Stress eine Art Alarmsignal, das unseren Körper aktiviert, wenn wir uns in einer gefährlichen oder herausfordernden Situation befinden. Durch die Ausschüttung von Stresshormonen werden wir in den Fight-or-Flight-Modus versetzt: Unser Körper macht sich bereit, zu fliehen oder gegen die Gefahr anzukämpfen. Ursprünglich war dieser Mechanismus dazu da, uns zu schützen – zum Beispiel, wenn wir in der Steinzeit einem Säbelzahntiger begegneten.
Stressreaktionen beginnen im Kopf
Die wichtigste Rolle bei der Aktivierung des Fight-or-Flight-Modus spielt unser Gehirn. Die Amygdala, eine kleine mandelförmige Gehirnstruktur, steuert gemeinsam mit anderen Gehirnregionen die Reaktion auf stress- oder angstauslösende Reaktionen. Sie schlägt Alarm, wenn etwas bedrohlich wirkt– oder wir uns im Alltag schlichtweg überfordert fühlen. Wenn die Amygdala aktiviert wird, sendet sie Signale an den Hypothalamus. Dieser steuert verschiedene Programme unseres Körpers, so auch den Fight-or-Flight-Modus.
Über den Hypothalamus wird bei Stress unser vegetatives Nervensystem stimuliert, was zur Ausschüttung von Adrenalin führt. Über einen anderen Weg, die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHN-Achse), wird zusätzlich das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Diese Reaktionen können wir weder bewusst steuern, noch kontrollieren. Sie setzen viele der typischen Stressreaktionen in Gang. Die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol sorgt dafür, dass sich unsere Muskeln anspannen, das Herz schneller pumpt und die Atmung beschleunigt wird.